Kommentar: Nahverkehrsplan bringt Qualitätssprung bei den Öffis ?
Die wesentlichen Kritikpunkte am Nahverkehrsplan, der ja nicht in Zement gemeißelt ist und sicherlich noch in den nächsten Jahren überarbeitet werden kann und muss: ...
Kommentar: Nahverkehrsplan bringt Qualitätssprung bei den Öffis ?
Nahverkehrsplan bringt Qualitätssprung bei den Öffis
Unterkofler/Schnöll: Schulterschluss zwischen Stadt und Land macht die Stadtregion zukunftsfit und bringt bedarfsorientierte, zeitgemäße Öffis
Der Nahverkehrsplan zeigt, wie die Stadt Salzburg, vertreten durch Frau Vizebürgermeisterin Dr. Barbara Unterkofler (ÖVP), und das Land Salzburg, repräsentiert durch Landeshauptmann-Stellvertreter und Verkehrslandesrat Herrn Mag. Stefan Schnöll (ÖVP), gemeinsam den öffentlichen Verkehr für die Menschen in Salzburg neu gestalten möchten. Durch die politische Einigkeit hofft man auf Verbesserungen. Vieles wird angekündigt, scheint sinnvoll, doch sehe ich einzelne Maßnahmen auch kritisch in der Umsetzbarkeit.
Die seit 2022 herrschende Obuskrise in Form von massivem Personalmangel, ausgedünnten Fahrplänen und kurzgeführten Linien macht wenig Hoffnung auf weitere Taktverdichtungen oder gar die ganztägige Bedienung der Linie 12, was jedoch wirklich wünschenswert wäre. Die Salzburger Bevölkerung erwartet sich vor allem den Normalfahrplan – also die wichtigsten Obuslinien im 10-Minuten-Takt – zurück, bevor über weitere Taktverdichtungen überhaupt erst gesprochen werden kann/sollte. Doch die Rückkehr zum Normalfahrplan scheint aus heutiger Sicht fast ausgeschlossen.
Die wesentlichen Kritikpunkte am Nahverkehrsplan, der ja nicht in Zement gemeißelt ist und sicherlich noch in den nächsten Jahren überarbeitet werden kann und muss:
1. Wie sollen die Taktverdichtungen auf den Linien 9 und 10 sowie die ganztägige Bedienung der Linie 12 personell bewerkstelligt werden? Aktuell hat der Obus schon ca. 40 Fahrer zu wenig, um den 10-Minuten-Takt zu schaffen, da sind doch weitere Verdichtungen utopisch. Für die gedachte Maßnahme wären ca. 30 weitere Fahrer nötig.
2. Noch mehr Busse durch die Stadt zu jagen verschlimmert nur die allgemeine Situation auf der Straße und bringt keinen Fortschritt. Die Busse werden sich selbst im Weg stehen. Wie viele Busse verträgt z.B. die Imbergstraße oder Hanusch-Platz samt Müllner Hügel? Nicht mehr viele zusätzlich.
3. Im Netz ab 2026 gibt es keine Direktverbindung mehr zwischen Stadtbibliothek und Zentrum. Die Neue Mitte Lehen wird nur noch mit dem Dieselbus der sinnlosen Linie 11 angefahren. Hier war seinerzeit gefordert, dass kein Autobus fährt, sondern der leise Obus.
4. Im Netz ab 2026 gibt es keine Direktverbindung mehr vom Aiglhof über Riedenburg zum Festspielbezirk und Hanusch-Platz. Alles ist nur mit Umsteigen erreichbar. Sämtliche Linien vom Aiglhof werden über den Müllner Hügel ins Zentrum geschickt. Muss das sein?
5. Im Netz ab 2026 gibt es keine Direktverbindung mehr von der Messe ins Zentrum (war früher auch eine Bedingung!?).
6. Im Konzept fehlen Visionen: z.B. Rennbahnsiedlung, Anbindung von Itzling Richtung Riedenburg (alle Linien fahren von Itzling Richtung Justizgebäude).
7. Warum wird die Umstellung mit Ende 2026 erfolgen und nicht früher etwas umgesetzt? Worauf warten? Am Fahrermangel wird leider vieles scheitern und die Salzburg AG als Betreiber massiv unter Druck setzen.
8. Warum werden die Autobuslinien von Albus nicht überarbeitet sondern nur im Takt verdichtet? Hier wäre viel Potenzial vorhanden, um die Menschen schneller und umsteigefreier zu transportieren.
Wäre es nicht sinnvoll, kurzfristige Lösungen für die Fahrgäste und das Fahrpersonal zu finden?
Eine beispielhafte Maßnahme, die sofort umsetzbar wäre und auch mit Vorstand Baminger, Obus-Chefin Hagler, dem Betriebsrat und vielen Obusfahrern bereits besprochen wurde:
Dauerhafte Verkürzung der Obuslinie 1 auf Europark und Verlängerung der Linie 9 bis Kleßheim Kavalierhaus
massive Steigerung der Pünktlichkeit Vereinheitlichung der Linienstruktur am Europark Erhöhung der Ausgleichszeiten
Die Verlängerung der Linie 9 nach Kleßheim bringt Vorteile für die Fahrgäste durch Verdoppelung der Fahrten pro Stunde nach Kleßheim.
Die Verkürzung der Linie 1 auf den Europark verbessert die Betriebsabläufe vor Ort durch bessere Ausgleichszeiten für die Obusfahrer (Pünktlichkeit steigt!) und erlaubt auch den Fahrgästen eine leichtere Orientierung, da der oft verspätete Obus aus Kleßheim für Verwirrung sorgt und die Fahrgäste im falschen Bus sitzen, der erst später abfährt. Zu Fußballspielen wird ein Shuttle-Service eingesetzt, da spielt die Verkürzung der Linie 1 auch keine Rolle. Der auf der Linie 1 eingesparte Obus kommt auf der verlängerten Linie 9 zum Einsatz.
Die öffentlichen Verkehrsmittel müssen an Ansehen gewinnen und der katastrophal niedrige Modal Split zu ihren Gunsten weiter zunehmen, um die Stadtregion Salzburg weiterhin lebenswert zu machen. Wenn engagierte Menschen und Politiker an der Gestaltung mitwirken, dann blicken wir in eine gute ÖV-Zukunft in Salzburg. Der Stillstand der letzten Jahre ist beendet und flink und fleißig schreitet man zur Tat.
Wenn Politiker an einem gemeinsamen Strang ziehen und die Weichen richtig gestellt sind – was sie im Herbst 2023 definitiv sind – dann kann in Salzburg vieles weitergebracht und realisiert werden. Mit dem Nahverkehrsplan 2023 bis 2027 wird die Reise nicht enden, sie beginnt erst.
Kommentar: Sebastian Krackowizer
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