Der falsche Weg - „Von der Schiene auf die Straße“ …
Mit Ende 2020 soll der Güterverkehr seitens der Salzburg AG, trotz aller Beteuerungen der Landespolitik, weiter eingeschränkt werden. Die SLB betreibt seit 1886 Güterverkehr. Der Niedergang der Salzburger Lokalbahnen muss gestoppt werden.
… oder der Niedergang des Güterverkehrs in der Salzburg AG
Stark vertreten waren die SLB-Güterzüge im Bayerischen Chemiedreieck im Raum Burghausen. Hier ein Petrolkokszug bei der Durchfahrt des Bahnhofes Laufen/OBB.
Jeder, der Eisenbahn-Verkehrsunternehmen (EVU) als wirtschaftlich agierende Betriebe versteht, weiß, dass Bahnen mindestens zwei gesunde Unternehmensstandbeine benötigen, um erfolgreich zu sein. Diese beiden Wirtschaftsstandbeine sind der Personenverkehr, aber auch der Güterverkehr! Kein Verkehrssystem, auch nicht der Straßenverkehr, kann die Verkehrswege-Infrastruktur (Schiene & Straße) ohne die Hilfe der öffentlichen Hand selbst erwirtschaften!
Während im ÖPNV (öffentlicher Personen-Nahverkehr) die Beförderungstarife (Fahrkarten) über die Verkehrsverbünde, politisch kontrolliert, festgelegt werden, werden im Güterverkehr die Frachttarife am freien Markt, zwischen EVU und verladender Wirtschaft, frei ausgehandelt. Somit ist in der Regel der Güterverkehr der Wirtschaftszweig im EVU, der die größeren Deckungsbeiträge lukriert. Ein Bahnunternehmen ohne Güterverkehr, wenn es sonst keinen anderen Wirtschaftszweig hat, steht somit auf wackeligen Beinen.
Die Güterzug-Lokomotiv-Flotte der SLB war, dem jeweiligen Verwendungszweck entsprechend, ziemlich beachtlich. Elektrolokomotiven bis zur Tauruslok E91 und eine Fülle von Diesellokomotiven zeigten die ganze Palette
Kein erfolgsorientiertes Wirtschaftsunternehmen würde den lukrativsten Unternehmensbereich proaktiv eliminieren. Völlig undenkbar wäre es, wenn man den tragfähigsten Ast eines Unternehmens selbst absägt. Jeder Manager weiß das natürlich. Nach der Pensionierung des früheren Salzburg AG Vorstandes Dr. Gasteiger 2012 übernahmen politische Funktionäre und keine Manager das Ruder und begannen die Demontage des Vorzeigeunternehmens „Salzburger Lokalbahnen“, indem sie auch das fachkompetente Personal austauschten. Über 40 Fachleute verließen das Unternehmen seit 2014. Die Konsequenzen daraus waren logisch und begründen die besorgniserregende Entwicklung im Bereich Verkehr.
Nun regiert der Rotstift, ohne zu bedenken, welche Auswirkungen das hat. Die Obus-Krise 2018 ist noch allen in Erinnerung. Die derzeit nicht ausreichend durchgeführten Revisionsarbeiten bei den Lokalbahntriebwagen, durch Einsparungen begründet, steuern demnächst auf eine ähnliche „Lokalbahn-Krise“ zu. Man hat das Gefühl, als wolle man mit der Übergabe der Salzburger Lokalbahnen an das Land Salzburg eine inhaltsleere, wirtschaftlich heruntergefahrene Unternehmenshülse „Salzburg Verkehr“ übergeben. Aus diesem Grund wurden ganz offensichtlich die wirtschaftlich interessanten Bereiche Schafbergbahn, Wolfgangsee-Schifffahrt, Festungsbahn und Mönchsberglift herausgelöst. Die will man natürlich behalten.
Die Stieglbahn wurde von Anfang an von der Salzburger Lokalbahn betrieben. Diese für die Salzburger Wirtschaft so wichtige Anschlußbahn ist eine Verkehrsader im Stadtteil Maxglan und bietet sich auch für den Personenverkehr an!
Güterverkehr auf den „Salzburger Lokalbahnen“ inklusive Pinzgaubahn soll eliminiert werden
Die Salzburger Lokalbahn (SLB) betreibt seit 1886 (!) Güterverkehr zum Nutzen der Salzburger Wirtschaft. Der Güterverkehr war neben dem Personennahverkehr immer ein wesentliches Standbein für den Erfolg des Gesamtbetriebes. Dieser Erfolg wurde ab 2001 weiter ausgeweitet. Die Rahmenbedingungen dafür wurden durch die Liberalisierung des Schienengüterverkehrs geschaffen, die SLB war eines der ersten österreichischen Eisenbahnunternehmen, welches eine landesweite Konzession erwarben und diese zur EU-Berechtigung mit den Erfordernissen für Deutschland ausbauen konnte.
Im Zeitraum zwischen 2002 und 2012 erwirtschaftete die Salzburger Lokalbahn zwei Drittel ihrer Erlöse im Güterverkehr auf europäischen Schienenstrecken abseits der Stammstrecke Salzburg - Lamprechtshausen. Diese Verkehre aufzugeben folgt keiner wirtschaftlichen Logik!
In den 2000er Jahren erfreute sich der Güterverkehr auf Anschlussbahnen im Salzburger Zentralraum inklusive Oberbayern einer echten Renaissance: • Errichtung von Anschlussbahnen für SAB Siggerwiesen, DB- Schenker und Frank-Stahl an der SLB Stammstrecke • Übernahme der Anschlussbahn Binder Hallein • Erwerb der Industriebahn Kleßheim mit bedeutenden Kunden wie Kaindl Holzindustrie, Haas Schrottverwertung, Miele, Post etc. • Wiederaufnahme des Güterverkehrs auf der Pinzgauer Lokalbahn • Übernahme des Güterverkehrs im Auftrag RCA zwischen Hallein und Werfen, z.B. mit Bedienung von Leube Golling und Eisenwerke Sulzau • Übernahme der Anschlussbahn Hallein Papier • Etablierung als Kooperationspartner für internationale Cargo Verkehre im Bereich der Verkehrsdrehscheibe Salzburg z.B. Partner der Voest-Alpine, der Slowenischen Staatsbahnen, von DB-Schenker etc. • Zertifizierung der SLB Werkstätte als internationale Güterwagenwerkstätte und Einrichtung eines mobilen Wagenmeisterdienstes • Aufbau einer zertifizierten Schulungseinrichtung für Betriebseisenbahner in Österreich und Deutschland • Partner der Tourismuswirtschaft bei der Durchführung des „Schnee-Express“ mit direkten Nachtzügen aus den Niederlanden und aus Westdeutschland zu Wintersportzielen im Pinzgau und Pongau
Die touristische Fachkompetenz der Salzburger Lokalbahn wurde im "Schnee-Express" zwischen den Niederlanden, Deutschland und den Tourismusgebieten in den Alpen bewiesen.
2010 beförderte die Salzburger Lokalbahn über 2 Mio Tonnen Güter
Um 2010 beförderte die SLB über 2 Mio Tonnen Güter, womit hohe sechsstellige Deckungsbeiträge für die Salzburg AG erwirtschaftet wurden. Ab 2015 änderte sich die Philosophie, wie im Energiebereich, sollte nur mehr die Vollkostenrechnung mit einer Marche von 6%(!) angewandt werden.
Ursprünglich war der Großteil des Güterverkehrs auf der Stammstrecke Salzburg - Lamprechtshausen der Kohlentransport nach Riedersbach. Weniger bekannt waren die vielen anderen Anschlußbahnen an der Strecke (Frank-Stahl, Abfallentsorgung Siggerwiesen, Eskimo-Iglo etc.)
Dies widerspricht sämtlichen Gesetzmäßigkeiten im Schienengüterverkehr, der in harter Konkurrenz zum Straßengüterverkehr steht und nicht wie der Energiesektor der Salzburg AG ein Monopol verwaltet.
Die Folge der neuen Philosophie war:
• Abgabe der Anschlussbahn Binder in Hallein an die ÖBB • Aufgabe des Güterverkehrs auf der Pinzgauer Lokalbahn und 2020(!) im Auftrag des Landes Salzburg Abtragung der Einrichtungen für den normalspurigen Güterumschlag in Zell am See Tischlerhäusl, damit können im Raum Zell am See und im Oberpinzgau keine Schienengüter mehr versandt und empfangen werden. Auch für interne Zwecke, Überstellung von Fahrzeugen, Empfang von Baumaterialien, Schienen und Schwellen gibt es jetzt nur mehr den Weg über die Straße • Abgabe der Bedienung Hallein – Werfen an die ÖBB • Aufgabe der Verkehre ins Chemie Dreieck Burghausen • Verkauf von 4 Diesellokomotiven aus einem Gesamtbestand von 7 Lokomotiven • Abgabe der Anschlussbahn Hallein Papier an die SETG • Aufgabe des mobilen Wagenmeisterdienstes
Die Übergabe des Güterverkehrs an RCA (Rail Cargo Austria), SETG usw. passiert ja nicht aus „Nächstenliebe“, sondern weil diese offensichtlich wirtschaftliche Erfolge einfahren. Warum macht dies die Salzburg AG mit dem Güterverkehr nicht selbst?
Die Salzburger Lokalbahn hat erkannt, dass Güterverkehr auch auf der Schmalspurbahn Pinzgauer Lokalbahn die Zukunft ist. In Zell am See-Tischlerhäusl, in Schüttdorf, wurden die Normalspur-Güterwagen auf sog. Rollwagen verladen, um auf der Schmalspurbahn weiterbefördert werden zu können.
Mit Ende 2020 soll der Güterverkehr der Salzburg AG, trotz aller Beteuerungen der Landespolitik und einem Lippenbekenntnis zum Schienengüterverkehr, weiter eingeschränkt werden:
• Aufgabe des Kaindl Werksverkehrs zwischen Kleßheim und Lungötz (dem Kaindl-Shuttle) und Übergabe an die ÖBB • Aufgabe des seit 100 Jahren geführten Betriebes der Stieglbahn und Übergabe an die SETG • Kündigung der Kooperation mit Slowenischer Staatsbahn und Voest-Alpine • Weiterer Verkauf von Lokomotiven und Spezialwaggons • Aufgabe sämtlicher Berechtigungen für den Eisenbahnverkehr auf Deutschen Strecken, d.h. Verlust von Kunden im Raum Freilassing
Die Lokomotiven der SLB sind am Salzburger Hauptbahnhof ein längst gewohntes Bild, allerdings wie lange noch?
Damit verbunden ist eine massiver Kompetenzverlust im Eisenbahnverkehr bei der Salzburg AG. Hochqualifizierte Mitarbeiter wechseln zu anderen Anbietern. Ab 2021 ist der Güterverkehr der SLB so sehr geschrumpft wie noch nie in der 135-jährigen Geschichte der Bahn, die im Eigentum und Verantwortung von Stadt und Land ist. Soweit die Verkehre an andere Bahnunternehmen abgeben werden, besteht wenn schon keine Garantie so doch Hoffnung, dass sie auf der Schiene bleiben. Alles andere kommt von der Schiene auf die Straße. So entstehen tausende unnötige zusätzliche LKW-Fahrten jährlich.
Der Verein „Die Rote Elektrische“ ersucht den Landeshauptmann bzw. den Verkehrs-Landesrat, den Niedergang der Salzburger Lokalbahnen zu stoppen, indem entweder der Salzburg-AG-Vorstand ausgetauscht oder SOFORT die Salzburger Lokalbahnen, mit allen Unternehmensbereichen (Inkl. touristische Betriebe) aus den Klauen der Salzburg AG befreit werden.
Hier ist Gefahr in Verzug!
Bilderbogen einer sterbenden Spezies im Eisenbahnwesen, dem Güterverkehr der SLB in den Klauen der Salzburg AG
So kennt man den Güterverkehr der Salzburger Lokalbahn im Salzburger Hauptbahnhof