Fortsetzung...

Als 1982 noch im Simmeringer Werk der SGP die ersten neuen Gelenktriebwagen zusammengeschweißt wurden, wurde in Salzburg bekannt, dass Spitzenpolitiker von Land und Stadt Salzburg sich mit dem Gedanken tragen, die Salzburger Lokalbahn an die ÖBB übergeben zu wollen. "Die Lokalbahn soll an den Bund abgetreten werden. Diesem ÖVP-Vorschlag wurde gestern in der Sitzung des Stadtwerkeausschußes seitens der Stadtwerke zugestimmt", das schrieb am 11. Dezember 1982 die "Salzburger Volkszeitung". Das war das Signal. Es war eingetreten, was zwar geahnt, aber trotzdem nicht für möglich gehalten worden war. Spontan bildete sich die "Aktionsgemeinschaft Rettet die Rote Elektrische", Freunde der Bahn aller politischen Richtungen und Kenner der Nebenbahnsituation. Sie waren sich im Klaren darüber, dass wenn die ÖBB die Bahn übernimmt, sie den Personenverkehr einstellen und, wenn überhaupt, nur den Güterverkehr aufrechterhalten würde. Das musste verhindert werden und es wurde verhindert.

Am 17. Dezember 1982, dem Tag der schicksalhaften Gemeinderatsitzung, bei der das Land aufgefordert worden war, mit dem Bund wegen der Übernahme der Bahn in Verbindung zu treten, wurde, beginnend mit den ersten Zü­gen, auf allen Lokalbahnhöfen die Fahrgäste mit einem aufklärenden Flugblatt beteilt und um Unterschriften gebe­ten.

Der Widerhall bei den Bahnbenützern, den Pendlern vor allem, war überwältigend. Bereits vormittags wurden 600 Unterschriften abgegeben. Um diese Zeit haben sich auch der Zentralbetriebsrat der Stadtwerke und die Personalvertretung der Verkehrsbetriebe dieser Aktion angeschlossen und mit einem eigenen Flugblatt um Unterschriften für die Erhaltung der Bahn geworben.

Inzwischen ist dieser Widerstand gegen die Kindesweglegung der Stadt, die ihr ungeliebtes Kind an die ÖBB ab­schieben wollte, auch im tagenden Gemeinderat bekannt geworden; trotzdem wurde der erwähnte Beschluß ge­faßt. Die Unterschriftenaktion wurde intensiv fortgesetzt, gegen Mittag waren es bereits tausend Unterschriften, mit denen gegen die Übergabe der "Roten Elektrischen" protestiert wird.

Die Aktionsgemeinschaft konnte letztendlich über 11.400 Unterschriften, die in der Folge den verantwortlichen Politikern von Land und Stadt vorgelegt worden sind, zusammentragen. Der erwünschte Erfolg trat ein. Im Informationsdienst der Landeshauptstadt vom 22. Februar 1983 wurde verkündet, dass es gelungen sei, in gemeinsamen Verhandlungen mit dem Landesfinanzreferenten und dem Verkehrsminister der Diskussion um die Lokalbahn durch ein positives Ergebnis ein Ende zu setzen. Nachdem die Initiatoren des seinerzeitigen Landtag-Antrages auf Übernahme der Lokalbahn durch die ÖBB von der weiteren Verfolgung dieses Antrages, nicht zuletzt auf Grund massiver Widerstände seitens des SVB-Personals, Abstand genommen haben und der Bund ein eindeutiges "Nein" zur Übergabe der Bahn ausgesprochen hat, war der Fortbestand der "Roten Elektrischen" ge­sichert. "Damit haben sich die Erwartungen der Lokalbahn-Fahrgäste, der Aktionsgemeinschaft "Rettet die Rote Elektrische" und auch der Mitarbeiter der SVB-Lokalbahn erfüllt", war in der Informationszeitung der Stadt zu lesen.

Damit trat wieder Ruhe ein und die weitere Modernisierung konnte fortgesetzt werden. Auch die Aktionsgemein­schaft änderte den Namen und gründete 1984 den "Verein zur Förderung des öffentlichen Nahverkehrs" mit Na­men "Aktionsgemeinschaft Rote Elektrische".

Die Aktionsgemeinschaft Rote Elektrische ist mittlerweile die älteste durchgehend aktive Verkehrs- & Fahrgastini­tiative in Österreich.

zuletzt geändert: 04. Juni 2024